18.10.2014

* Wann braucht man sein Auto in die Werkstatt zu bringen?


Ein klarer Fall! - SprachHunGer-Leser werden den Anfänger-Fehler (ung.: 'kell' = dt.: brauchen) gleich erkannt haben, nämlich die fälschliche Verwendung von brauchen statt müssen. Und trotzdem scheint es auch für manchen Fortgeschrittenen ein Stolperstein zu sein: Der Satz stammt
Reparaturannahme auf Schwäbisch
aus einem (sprachlich katastrophalen) Lehrbuch für berufsbildende Schulen (Fahrzeugtechnik).








Bekanntlich kann man brauchen verneint als eine Art Modalverb verwenden, im Sinne von "nicht nötig sein/nicht müssen". Oder es drückt zusammen mit Wörtchen wie nur, bloß, erst oder kaum aus, dass etwas nur unter bestimmten Bedingungen nötig ist. Ob nicht müssen und nicht brauchen synonym verwendet werden (können), darüber scheiden sich die Geister. Manche meinen, dass nicht müssen nicht korrekt sei, oder zumindest sehr selten gebraucht wird, und verlangen bei Verneinungen die Verwendung von nicht brauchen. Man findet jedoch mühelos zahlreiche Beispiele aus der Sprachpraxis in Vergangenheit und Gegenwart, die das widerlegen. Ähnlich verhält es sich mit dem zu vor dem Infinitiv, welches viele weglassen. Eigentlich gehöre ich eher zu denjenigen, die diese Sprachökonomie als weniger schön empfinden. Das mag auch an der bekannten  Eselsbrücke liegen, die wir uns in der Schule einprägen mussten: "Wer 'brauchen' ohne 'zu' gebraucht, braucht 'brauchen' gar nicht zu gebrauchen." Und dennoch ertappe ich mich in jüngster Zeit auch mal dabei, diese Regel missachtet zu haben.
Zum Glück braucht/muss man sich weder für das Verwenden noch für das Weglassen des kleinen Wörtchens (zu) schämen, man braucht/muss sich darüber keine Gedanken (zu) machen - so viel Freiheit muss sein!
Das meinte wohl auch schon UFA-Star Hans Albers.




Auch am folgenden Satz stört mich etwas. Sie auch?

(*) Wir probieren den Anforderungen gerecht zu werden.

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