24.05.2012

(*) Es bedeutete mir eine große Herausforderung.

Solche oder ähnliche Formulierungen mit dem Verb 'bedeuten' habe ich oft in Texten gefunden, die von ungarischen Muttersprachlern verfasst worden waren, und diese Ausdrucksform zumindest stilistisch als nicht angemessen empfunden. Das Sternchen, welches etwas Fehlerhaftes markieren soll, steht jetzt aber in Klammern, denn laut DUDEN ist obige Verwendung von 'bedeuten' legitim.
Wer sich zu Stilfragen auslässt, begibt sich auf ein heikles Terrain und läuft schnell Gefahr, als laienhafter, selbstberufener Sprachberater gebrandmarkt zu werden. Nun gut, ich gehe dieses Risiko ein.
Unter dem Stichwort 'bedeuten' tauchen im DUDEN und natürlich auch im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache dwsd.de mehrere Bedeutungsangaben auf. Die für den obigen Beispielsatz zutreffende wäre: 1.c) (unter einem bestimmten Gesichtspunkt betrachtet) sein. Im Stilwörterbuch wird als weiteres Synonym noch darstellen aufgeführt. Man könnte also auch ganz einfach und schlicht wie folgt formulieren: 'Es war eine große Herausforderung für mich.'
Aber warum einfach, wenn das so gar nichts hermacht. Herausforderungen sind heutzutage ja sehr gefragt und tauchen verbal in den meisten kämpferisch-dynamischen Bewerbungsschreiben auf.  Auch im Ungarischen ist 'kihívást jelent a számomra' ziemlich geläufig, jedoch findet man im Deutschen dann in vergleichbarem Kontext meist die Formulierung 'es stellt eine große Herausforderung für mich dar'. Das klingt ähnlich bedeutungsvoll und gewichtig wie die ungarische Ausdrucksform. Wenn Sie also etwas darstellen und Eindruck schinden wollen, dann stellen Sie sich gern Herausforderungen, denn diese stellen für Kämpfernaturen das Salz in der Suppe dar. Vielleicht entscheiden Sie sich aber auch für die schlichtere Ausdrucksvariante.


Eindeutiger lässt sich der folgende schwere Brocken bewerten:
* Hallo, ich grüße dich zum Deutschseminar!

Näheres dazu hier.


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