17.05.2012

Dem Herrn Sick sein Zwiebelfisch

Allen SprachHunG(e)rigen, die Bastian Sick noch nicht kennen, möchte ich empfehlen, doch mal einen Blick/Klick auf dessen populäre, wenn auch nicht unumstrittene Kolumne bei SPIEGEL ONLINE zu riskieren. Riskieren deshalb, weil sie damit in eine linguistische Grauzone eindringen, grau jedoch nicht im Sinne von Mephisto, für den alle Theorie grau, das Leben aber grün ist. Bei Sick dominiert diesbezüglich ein heiteres Kunterbunt.
Man erfährt nicht nur, dass der Zwiebelfisch auch absolut platt in Erscheinung treten kann und eher ungenießbar ist, sondern vor allem, welche Irrungen und Wirrungen  sowohl der Autor als auch die zahlreichen, debattierwütigen Leser im Gegenwartsdeutsch beobachten. Und das auf überaus unterhaltsame Art und Weise. Wer seinen sprachlichen Ausdruck um ein paar typische Phrasen und Füllwörter erweitern möchte, um sich dem allgemeinen, lässig-geschwätzigen Slang anzupassen, wird dort ebenso fündig wie derjenige, der einfach nur wissen möchte, ob es Samstag oder besser Sonnabend heißt. Vielleicht registriert der eine oder andere auch mit Genugtuung, dass bestimmte Schwierigkeiten, die Muttersprachler mit der deutschen Grammatik haben, für ihn als Nichtmuttersprachler gar keine sind oder zumindest auch Deutschen Kopfzerbrechen bereiten. Mit vielen der aktuellen Veränderungen, die Sick zur Sprache bringt, hat man auch als Deutschlehrer im Ausland zu kämpfen. Wenn sich Bastian Sick über die Sprachschlampigkeit "Ich entschuldige mich." ärgert, dann ahnt er wahrscheinlich nicht, dass das  auch Deutschlerner in Ungarn irritieren kann.
Auf Sicks Website gibt es übrigens bereits Quizrunde Nr. 10 zum großen Test 'Wie gut ist Ihr Deutsch?' - sehr lehrreich! 
Deutschlands bekanntester Sprachkritiker, Sprachpapst, Deutsch-Guru, Klugscheißer und Sprachexperte der Nation (so sieht ihn die Presse, die Wissenschaft eher als Pfuscher), der sich selbst als Journalist und 'Unterhalter mit Haltung'  versteht, (jedoch auch als 'Entertainer', obwohl er ansonsten - völlig berechtigt - gegen unsinnige Anglizismen zu Felde zieht) füllt mit seiner Bühnenschau ganze Säle. Hier eine Kostprobe:


Warum ich Bastian Sick mag? Zum einen natürlich, weil er sich mit einer Materie beschäftigt, die auch mir sehr am Herzen liegt. Dabei kann ich seine Sorge, bei allen Belehrungen über korrektes Deutsch selbst keinen Fehler zu machen, sehr gut nachvollziehen. (An dieser Stelle muss ich mir leider ein Smiley - pfui, Anglizismus! - verkneifen, obwohl das jetzt so aussagekräftig wäre.) Zum anderen lerne ich sehr viel aus seinen Texten oder bekomme Bestätigung in Fällen, wo ich schon glaubte, mein Sprachgefühl hat mich verlassen. Und nicht zuletzt kann man beim Zwiebelfischchen-Angeln auch mal herzhaft lachen: über das "beleckte Brötchen" oder "Oma's frische Leber".
Wenn Bastian Sick unter 'WEISE WÖRTER' (!?!) Peter Tille zitiert: "Eine fremde Sprache kann man in sechs Wochen erlernen, für die eigene reicht das Leben nicht.", dann kann ich dem allerdings nicht uneingeschränkt zustimmen. Er sollte es mal mit Ungarisch versuchen!
Zum Schluss noch eine Warnung, bevor Sie Sick lesen:
Zu Risiken und Nebenwirkungen sollten Sie hier, hier und hier nachlesen und/oder Vilmos Ágel und Péter Maitz fragen. 

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